- Nicht selten möchte man die Gegenpartei moralisch und materiell vernichten: Die Motive können "ausserordentliche Verärgerung", "tiefste Verletzung und Enttäuschung", "Selbstschutz" usw. sein. Dabei geht man ein bekanntes Risiko ein: Die materiellen und moralischen Verluste können noch grösser werden, wenn man sich von Emotionen wie Frustration und Rache führen lässt.
- In anderen Fällen fühlt man sich durch das Gesetz geschützt – eine Strategie, die sich ebenfalls als fatal erweisen kann.
- Wenn zu Beginn unabhängiger, fundierter Rat eingeholt wird, können teure Fehler vermieden werden.
2. Sind Konfliktparteien mit mediierten Lösungen immer vollkommen zufrieden?
- Nein, nicht immer. Man muss aber beachten, dass die Konfliktparteien ja selbst entscheiden, ob sie mit der gemeinsam erarbeiteten Lösung einverstanden sind oder nicht. Nach einem tiefgreifenden Konflikt ist es vollkommen normal, dass negative Empfindungen nachwirken bzw. dass der Nachgeschmack bleibt, dass man in der Endphase eine vorteilhaftere Lösung hätte aushandeln können. Diese Gefühle kommen insbesondere vor, wenn die Konfliktparteien entschieden haben, ihre Beziehung zu beenden.
- Die meisten Parteien sind aber sehr froh darüber, dass der Konflikt ohne lange juristische Verfahren und immense Ausgaben von Nerven und Geld beendet wird.
3. Sind Konfliktparteien mit den Leistungen des Mediators immer glücklich?
- Nein, nicht immer. Oft nicht, weil sie rückblickend erkennen, dass sie den Konflikt selbst hätten lösen/vermeiden können, bevor er eskaliert ist. Tatsache ist, dass viele Konflikte eine Eigendynamik entwickeln, die nur mit Hilfe einer externen Instanz ausser Kraft gesetzt werden kann. Im Nachhinein ist alles natürlich viel einfacher.
4. Gibt es Konflikte, die keine interkulturellen Konflikte sind?
- Dies ist eine Sache der Definition. Wenn man den Begriff "interkulturell" breit definiert, d.h. mit der Bedeutung "zwischen unterschiedlichen Wertesystemen", dann gibt es wahrscheinlich sehr wenige Konflikte, die keine interkulturellen sind. Beschränkt man den Begriff "interkulturell" auf z. B. Ethnien, muss man Konflikte zwischen unterschiedlichen Wertesystemen innerhalb derselben ethnischen Kultur als "intra-kulturelle Konflikte" bezeichnen. Aus der Sicht der Konfliktlösung bleibt das Phänomen eines Konflikts zwischen Wertesystemen etwa gleich, ob verschiedene Ethnien und ob verschiedene Muttersprachen im Spiel sind oder nicht.
5. Was ist der Unterschied zwischen "Conciliation" und "Mediation" ?
- Dies ist wieder eine Frage der Definition. Bei 5C benutzen wir "Conciliation" als Allgemeinbegriff für die Lösung von Konflikten unabhängig davon, welche Konfliktlösungsform benutzt wird, z.B.
- a) der Einsatz eines Richters, der sich die Fakten anhört und das Urteil bzw. die Entscheidung herbeiführt,
- b) der Einsatz eines Spezialisten oder einer bevollmächtigten Person, die nur einer der Parteien bei der Konfliktauflösung beisteht, z.B. wenn eine Partei keine Mediation wünscht
- c) bei einem Konfliktlösungsprozess zwischen "Ungleichberechtigten" (siehe auch unten Frage Nr. 8).
- Wir reservieren den Begriff "Mediation", wie er in gewissen Kulturkreisen definiert wird, für jene Fälle, wo sich die Konfliktparteien einigen, ihre eigene Lösung durch die Mitwirkung eines neutralen Vermittlers zu kreieren.
6. Ist Mediation eine bevorzugte Lösungsmethode für die "schwächere" Partei?
- Lediglich am Anfang könnte Mediation attraktiver für die "schwächere" Partei erscheinen als für eine Partei, die sich stärker fühlt. Letztere muss manchmal anfänglich mehr Selbstüberwindung leisten. Die Selbstüberwindung gleicht sich erfahrungsgemäss nachher aus, weil sie von allen benötigt wird, um eine für alle akzeptable Lösung zu finden. (Dies gilt insbesondere dann, wenn die Parteien davon ausgehen, dass sie die gleichen Rechte haben.)
7. Ist es wahr, dass Mediation sich mehr für diejenigen Fälle eignet, wo die Parteien gleich stark oder gleich schwach sind?
- Diese Frage beruht auf einem generellen Missverständnis. In Wahrheit ist es fast unmöglich, eine Situation zu finden, wo echte Parität vorliegt. Es gibt wahrnehmbare Machtunterschiede auf mehreren Ebenen in den meisten Beziehungen, ob in der Wirtschaft, in der Politik oder im Privatleben – und diese Machtdifferenzen sind unter den Parteien unterschiedlich verstreut.
- Die Kunst der intra-kulturellen Mediation in einigen Teilen der Welt kann beinhalten, dass ein Kontext geschaffen wird, worin bestehende Wahrnehmungen von "Stärke" und "Schwäche" entkräftet werden, damit ein Konfliktlösungsprozess "zwischen Gleichberechtigten" entstehen kann.
8. Wie steht es mit der interkulturellen Konfliktvermittlung in anderen Teilen der Welt?
- Bei interkulturellen Konflikten können Disparitätswahrnehmungen entscheidend für den Erfolg des Lösungsprozesses sein, je nach kulturellen Gegebenheiten. Deswegen empfehlen wir, dass interkulturelle VermittlerInnen kulturell neutral und flexibel bezüglich z.B. 'Gleichberechtigung' sein sollen.
- Wir vertreten die Ansicht, dass VermittlerInnen aus Europa und Nordamerika nicht in die Versuchung geraten sollen, in aller Welt 'Mediation' zu betreiben.